In der letzten Gemeindevertretersitzung wurde mit großer Mehrheit unser eingebrachter Antrag zur Reduzierung von „Schottergärten“ angenommen.
Mittlerweile hat das Darmstädter Echo ebenfalls darüber unter dem Titel "Ende der Steinzeit in Roßdorf?" berichtet.
Mit leichten redaktionellen Korrekturen, die nach den Sitzungen der beratenden Ausschüsse und konstruktiver Kritik vorgebracht wurden, haben WiR es geschafft, dass in neuen und veränderten Bebauungsplänen in Zukunft Schottergärten nicht mehr erlaubt sein werden.
Des Weiteren wird durch unsere Initiative hin eine Informations- und Aufklärungskampagne zum Thema „Schottergärten“ durch die Gemeinde gestartet, damit die Bürgerinnen und Bürger zu diesem Thema aufgeklärt werden.
Warum war uns dieses Thema so wichtig?
Kies- und Schottergärten, in denen Pflanzen – wenn sie überhaupt vorhanden sind – allenfalls eine Nebenrolle spielen, gelten als chic und modern in Neubausiedlungen. Aber auch in gewachsenen Wohngebieten tauschen immer mehr Hausbesitzer das Grün in ihrem Vorgarten gegen Kies- und Schotter oder gar Pflasterung aus. Oft wirkt das ansteckend auf die Nachbarschaft, gelten diese Flächen doch gemeinhin als pflegeleicht und sauber. Innerhalb kürzester Zeit verwandeln sich ganze Straßenzüge dann in ökologisch tote Bereiche, in denen keine Insekten und Vögel mehr Nahrung finden. Diese Gärten widersprechen allen Natur- und Umweltschutzgedanken, in einer Zeit, in der insektenfreundliches Gärtnern sehr präsent ist.
Auch wenn ein gepflegter Rasen nicht viele Lebewesen beheimatet, kann Wasser versickern; da Schottergärten meist mit Folien unterlegt werden, die nur geringfügig Wasser durchlassen, sind sie nahezu gleichzusetzen mit asphaltierten oder gepflasterten Straßen, Gehwegen und Parkplätzen. Sie können bei Starkregen auch nur bedingt Wasser aufnehmen – Überschwemmungen sind dadurch vorprogrammiert. Die Umweltverbände, wie z.B. der NABU (Naturschutzbund Deutschland) und der BUND (Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland) weisen darauf hin, dass Vorgärten und kleine Grünflächen nicht nur eine besondere Bedeutung für die Artenvielfalt in der Stadt oder Gemeinde haben, sondern auch für das Kleinklima: Selbst kleinste Grünflächen produzieren saubere, frische Luft – bei langer und intensiver Sonneneinstrahlung heizen sich die Kies- und Steinflächen stark auf, speichern die Wärme und geben sie dann nachts wieder ab – die im Sommer erhoffte nächtliche Abkühlung bleibt aus.
Für die gesellschaftliche Verankerung des Themas steht neben einem Verbot der Schottergärten und neuen Bebauungsplänen auch die Öffentlichkeitsarbeit an erster Stelle. Einige Städte haben gute Erfahrungen mit Kampagnen wie „Bonn/Kreis Paderborn blüht und summt“ gemacht: Bürgerinnen und Bürger erhalten kostenlos regionales Saatgut für die Anlage von Blühinseln und eine Beratung zum Anlegen dieser Flächen. Hier wäre noch zu prüfen, ob Kooperationen mit Naturschutzverbänden möglich sind, um Kapazitäten zu gewinnen für Saatgutverteilaktionen und Beratungen. Die Gemeinde Roßdorf könnte Informationsflyer zur Verfügung stellen und auch im Roßdörfer Anzeiger darüber informieren.
WiR machen da heute den Anfang:
Hier ein paar interessante Links, wo Sie sich zu dem Thema umfassend informieren können:
NABU - Summen, surren im Garten
MDR Alternativen zum Schottergarten
Denkbar sind auch Anreize, wie z.B. den „Insektenfreundlichsten Vorgarten“ zu suchen oder einen Fotowettbewerb auszuloben; die schönsten Fotos bzw. die prämierten Gärten könnten in öffentlichen Gebäuden, Banken- und Sparkassenfilialen im Rahmen einer kleinen Wanderausstellung der Öffentlichkeit präsentiert werden.
Aber auch die Gemeinde Roßdorf selbst muss sich dem Thema annehmen, so könnte man den Kreisverkehr auf der Landstraße in Gundernhausen oder den Schotterstreifen auf dem Parkplatz zwischen Rathaus und Eiscafe durchaus auch in diesem Sinne „schotterfrei“ gestalten.
WiR sind gespannt, wie die Verwaltung dieses wichtige Thema umsetzen wird.
Matthias Monien
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