WiR beschäftigen uns mit "Härte"fällen beim Wasser

Auf der 17. Sitzung der Gemeindevertretung wurden unsere Anfragen zu Wasserqualität und Abwasser beantwortet.

 

WiR wollten wissen ob es zulässig ist, dass an der Ecke Alte Dieburger Straße / Odenwaldring bei starken Regenfällen plötzlich Klopapier und „Dazugehöriges“ öffentlich zu Tage treten. Die verkürzte Darstellung der Antwort lautet: Ja, es ist aber genehmigungspflichtig. Eine solche widerrufliche „Sonder“ - Genehmigung liegt der Gemeinde seit 2012 unbefristet vor. Man braucht sich also nicht wundern wenn der Abwasserkanal, der in den Hinterwiesengraben führt, plötzlich auch solche Fremdkörper mit sich führt. Die Behebung dieser „Sauerei“ ist wie WiR erfuhren auch im Rahmen der Kanalsanierungen der Alten Dieburger Strasse nicht geplant.

 

WiR haben auch zum Trinkwasser nachgefragt: Der Wasserstand in den eigenen Brunnen ist um bis zu 8m gesunken und liegt damit nur noch 4m über dem genehmigten Entnahmehorizont. Dies führt für die Gemeinde zu neuen Herausforderungen - gerade auch durch die Erschließung und Versorgung neuer Baugebiete. Aktuell können die benötigten Trinkwassermengen nur durch Zukauf bedient werden (2017 beispielsweise 234.721 m³ vom Zweckverband Gruppenwasserwerk Dieburg (ZVG)).

Es wird also zukünftig eine wichtige Aufgabe sein, die jeweils 5-Jahresverträge so abzuschließen, dass Roßdorf nicht irgendwann sprichwörtlich auf dem Trockenen sitzt.

 

Einem besonderem Wert beim Trinkwasser hat man anscheinend zu wenig Bedeutung beigemessen: Das unser Wasser „hart“ ist wissen wir, und viele haben in eigene Enthärtungsanlagen investiert. Doch die Zusammensetzung des Trinkwassers schwankt, je nachdem woher es stammt; bei der Härte zwischen 13 und 27° dH.

 

Was es daher hierzu zu beachten gibt in Kürze:

Mit der aktuellen Situation in der Gemeinde lassen sich viele Wasserenthärtungsanlagen in Roßdorf und auf dem Stetteritz nur schwer sinnvoll betreiben, schlimmer noch: Rohrleitungsbeschädigungen und Gesundheitsgefährdungen sind in manchen Konstellationen nicht vollständig auszuschließen. Ärgerlich für jeden Haushalt, der hier schon mehrere tausend Euro investiert hat.

 

Wer es genauer wissen will:

Bei vielen Enthärtungsanlagen kann die Reduzierung der Härte nur fix eingestellt werden. Bedeutet: Wer statt 13° deutscher Härte (dH) auf verträgliche 6°dH reduzieren möchte, stellt auf eine Senkung über 7°dH ein. Soweit so gut. Ungünstig jedoch wenn die Wasserhärte zwischen Einrichtungs-Zeitpunkt und Betrieb zwischen 13° und 27°dH schwankt.

So werden aus gewünschten 6° plötzlich wieder 20°dH. Schäden an Rohrleitungen, Waschmaschinen, Geschirrspülern trotz vermeintlich richtiger Einstellung sind dann vorprogrammiert!

In der Antwort der Bürgermeisterin liest man, dass Vollenthärtung des Wassers nicht erlaubt sei und aus Gründen der Korrosivität nicht unter 8°dH enthärtet werden solle.

Wer jedoch zum Einrichtungszeitpunkt 27°dH vorfindet und sein Gerät um 19°dH reduziert landet - selbst wenn der Ausgangswasserwert „nur“ auf 19°dH sinkt (auf bis zu 13° wäre möglich) - bereits bei „voll enthärtetem Wasser“ (=0°dH).

Weiteres Problem in diesem Fall: Bei jeder Enthärtung steigt der Natriumgehalt um 8,2g/ml je reduziertem Grad deutscher Härte. So könnte der gesundheitliche Grenzwert von 200g/ml überschritten werden.

Durch eine „mittlere Einstellung“ mag man auf gesundheitliche Aspekte noch reagieren können (wenn man im Gegenzug härteres Wasser in Kauf nimmt); bei automatisierten Anlagen ist dies oft jedoch nicht so einfach möglich.

„Ich verstehe, dass die Grundproblematik bei solch extrem gegensätzlichen Rohwasserhärten nicht ohne weitere Behandlung des Wassers kurzfristig zu lösen und gerade gesundheitlich Grenzwertüberschreitungen eher unwahrscheinlich sind“, so der Stellvertretende Fraktionsvorsitzende Martin Heß. „Die Problematik, dass die Gemeinde-Webseite jedoch weiterhin nur stichtagsbezogenen Werte aufzeigt - ohne Hinweis auf die Schwankungen - wird jedoch hoffentlich zeitnah gelöst“.

 

Übrigens: Der Ortskern von Gundernhausen wird nur über ZVG beliefert und darf sich über „stabile leicht erhöhte“ Werte von ca. 13°dH freuen.

WiR bleiben natürlich jeweils weiterhin dran.

 

Matthias Monien und Martin Heß

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